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Fachwörterbuch

Print is not dead!

Mit weit über 10.000 Begriffen bietet das englisch-deutsche „Fachwörterbuch Druck und Medien“ geballte Kompetenz für Studierende, Berufseinsteiger und Profis. Dem so alltagstauglich wie schönen Buch stehen eine Website und eine App zur Seite.

Rund 5000 Vokabeln versammelte die 2003 erschienene erste Ausgabe des englisch-deutschen „Fachwörterbuchs Druck und Medien“, bei der aktuellen vierten, die – in Gestaltung und Ausstattung deutlich verbessert – zur Frankfurter Buchmesse 2015 erschien, sind es bereits weit über 10.000. Was vor 14 Jahren begann, hat sich zu einem studiengangübergreifenden Langzeitprojekt entwickelt. Gestaltung, Ausstattung, Satz und Herstellung des Wörterbuchs erfolgten im Rahmen des Moduls „Projektmanagement“ im Studiengang Buch- und Medienproduktion der HTWK – beim immer neuen Zusammentragen und Aktualisieren der Vokabeln aus den Bereichen Werkstoffkunde, Typografie, Vorstufe, Drucktechnik, Weiterverarbeitung, Verpackungstechnik, Publishing und Digitale Medien in einer zentralen Datenbank arbeiteten jedoch auch angehende Druck-, Medien- und Verpackungstechniker zu.

Bereits für die dritte Ausgabe wurden Layout und Lesetypografie komplett renoviert. Intensiv beschäftigten sich die Studierenden mit auf dem Markt befindlichen Nachschlagewerken – auf der Suche nach platzökonomischen und dennoch gut lesbaren Lösungen. Konzept von Ariane Beulig ging schließlich als Sieger aus einem mehrere Monate laufenden studentischen Wettbewerb hervor. Wurden die ersten drei Ausgaben als einfache Broschur produziert, unterscheidet sich die vierte nicht nur durch zusätzliche Inhalte – nochmals erweiterter Vokabelbestand und neue Grafiken – von ihren Vorgängern; auffällig ist vor allem die höherwertige Ausstattung: Das Flexcover in mintgrünem Leinen, deutlich robuster als die bislang verwendete Broschur, ist Hingucker und haptisches Vergnügen in einem. Es harmoniert nicht nur farblich ausgezeichnet mit dem graphitgrauen Vorsatz, sondern passt in jede Hersteller-Tasche. Aus dem Stand wählten die Juroren der Stiftung Buchkunst das Projekt der Leipziger Studierenden auf die Longlist der „Schönsten Deutschen Bücher“ 2016. Ein schöner Erfolg, der ohne die tatkräftige Hilfe von Sponsoren nicht möglich gewesen wäre: Kösel (Altusried-Krugzell) übernahm Druck und Weiterverarbeitung, Cordier Spezialpapier (Bad Dürkheim) und Peyer (Leonberg) stellten Inhaltspapier, Vorsatz- und Umschlagmaterial zur Verfügung. Fazit: Ein alltagstauglicher und schöner Begleiter für Azubis, Studierende, Berufseinsteiger und Profis - Understatement mit Pfiff.

Im Praxisprojekt „Fachwörterbuch“ wurde jedoch von Anfang an crossmedial gedacht: Durch die Erfassung in der Datenbank liegen sämtliche Begriffe medienneutral vor, bereit für unterschiedliche Ausgabeformate. So können, über den Export von XML in inDesign, nicht nur neue Print-Auflagen leicht und automatisiert realisiert werden – quasi ‚auf Knopfdruck’ ist es möglich, in unterschiedliche Kanäle zu publizieren. Der Print-Ausgabe des Fachwörterbuchs steht daher nicht nur eine abgespeckte Online-Version zum Ausprobieren und Kennenlernen zur Seite; seit der Frankfurter Buchmesse 2014 vervollständigt eine in den Stores von Apple und Google erhältliche App das Komplett-Angebot rund ums Wörterbuch. Alle Begriffe und Grafiken sind in einer modernen Anwendung für Android- und iOS-Geräte zusammengestellt worden; die auf HTML 5 basierende App ist so überall auch offline nutzbar und wird durch regelmäßige Updates auf dem neusten Stand gehalten. Allen Unkenrufen zum Trotz scheint Print auch im Lexikonbereich nicht tot zu sein: Hätte jemand vorher geglaubt, dass sich die gedruckte Ausgabe besser als die parallel entwickelte App verkauft?

Absolventen: Alexander Faust

Meister des Workflows

Als Alexander Faust zum Studium nach Leipzig kam, steckte das elektronische Publizieren noch in den Kinderschuhen. Heute ist er als Gesamtherstellungsleiter von de Gruyter für das Zusammenspiel von 50 Mitarbeitern verantwortlich.

Anfang der Nullerjahre, nach einjährigem USA-Aufenthalt und Abi in der beschaulichen sächsischen Kleinstadt Grimma, entschied sich Alexander Faust für ein Studium an der Leipziger HTWK. Damals war die Aufbereitung von Inhalten für XML-Workflows eher ein Thema für Eingeweihte, das neue heiße Ding. In gerade einmal zehn Jahren hat sich sein Arbeitsalltag mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickelt, auch ein gutes Stück weg von der Herstellungswelt, für die er ausgebildet wurde: Es ging, ganz klassisch, um die Steuerung von Buchprojekten, um Grafik und Typo, Drucktechnologien und Kalkulation, das elektronische Publizieren steckte noch in den Kinderschuhen. Der frischgebackene Diplomingenieur, der sich eher für die Steuerung von Prozessen als für die Gestaltung von Büchern interessierte, wollte sich im Ausland beweisen. Seine Initiativbewebung landete bei Birkhäuser in Basel; für Faust bedeutete es den Sprung ins kalte Wasser als Buchhersteller in den Naturwissenschaften. Am Ende betreute er knapp 100 Titel pro Jahr.

Richtig Fahrt gewinnt der Job, als ihn sein Chef Sven Fund Anfang 2009 nach Berlin zu de Gruyter holt. Die Aufgabe: Mit Blick auf die geplante Expansion des Verlags soll aus der Herstellungsabteilung, in der die Kollegen bislang Bücher und Zeitschriften parallel betreuten, ein neues Zeitschriften-Team geformt werden. Faust, der junge Umkrempler von draußen, hatte es nicht leicht in dieser Zeit: „Nach sechs Monaten war ich kurz davor, wieder zu gehen. Ich hatte Zweifel, das zu schaffen.“ Er hält Kurs; das neue Team startet mit drei Mitarbeitern – und wächst in den kommenden zwei Jahren auf 15 Hersteller. „Ich saß nur noch in Bewerbungsgesprächen. Und musste mich eigentlich um die Definierung der neuen Prozesse, ein neues Corporate Design, das neue Innen-Layout kümmern.“

Seit Anfang 2016 ist Alexander Faust nun auf den Posten des Director Production aufgerückt – bereits die Stellenprofile machen deutlich, dass man es mit einem international aufgestellten Haus zu tun hat; nicht selten sitzen Dienstleister in den USA oder Asien. Faust verantwortet die übergeordnete Steuerung der vier Herstellungsbereiche Buch- und Zeitschriftenproduktion, eProducts sowie „Standards and Purchasing“, die „Leitplanken“ für die Herstellungsarbeit. Die hat sich in großen Unternehmen, nicht zuletzt durch neue Online-Produkte, geändert: Während der einzelne Hersteller früher – von der Preisverhandlung bis zur Termin-Koordination – seine Projekte in der gesamten Service-Tiefe eigenständig geplant hat, dominiert längst Spezialisierung. „Diese Arbeiten können wir aufgrund unseres Wachstums und der erweiterten Anforderungsprofile nicht mehr in der Manufaktur leisten.“

Fürs Zusammenspiel von knapp 50 Mitarbeiter ist Faust heute verantwortlich – und auch hier hat er lernen müssen: Während er in der Zeitschriftenherstellung mit vielen neu eingestellten Jungen zu tun hatte und rasch ein homogenes Team formen konnte, hatte er es in der 2012 übernommenen Buchherstellung auch mit erfahrenen Kollegen zu tun, die seit der Lehre im Haus waren. „Die Fallstricke des Teambuilding hatte ich zunächst unterschätzt.“ Eine andere Herausforderung ist der disruptive Mark selbst: Ein Unternehmen wie de Gruyter, das aus einer starken Buch- und Zeitschriftentradition kommt, muss sein Kerngeschäft vorantreiben, aber auch in neue Geschäftsfelder investieren. „Mit e-Produkten allein können wir sinkende Auflagenzahlen nicht kompensieren.“ So investiert der Verlag etwa seit mehreren Jahren in den Aufbau von Datenbanken mit semantisch aufbereiteten Inhalten. Daneben ist Konsolidierung angesagt: Nach Übernahmen wie Oldenbourg Wissenschaft oder Akademie gilt es, die neu hinzugekommenen Kollegen in bestehende Abläufe einzubinden.

Hin und wieder fällt das Wort „Leipzig“, 15 Mitarbeiter in Fausts Abteilung haben an der HTWK studiert. Seit dem eigenen Diplom ist die Zeit wie ein Wimpernschlag vergangen; vom XML-Kurs bei Ursula Welsch zur Gesamtherstellungsleitung von de Gruyter, gerade mal zehn Jahre? Was wird kommen? „Ich glaube nicht, dass ich zur Rente noch in einem ‚Verlag’ arbeite“, meint Alexander Faust, nachdenklich. „Vielleicht heißt das dann anders?“ Bis sich diese Frage entscheidet, ist glücklicherweise noch etwas Zeit.

Absolventen: Uwe Matrisch

Von Bad Doberan nach Bangalore

Schon während seines Studiums tauchte Uwe Matrisch in die schöne, neue Publishing-Welt ein. Ein halbes Herstellerleben später hilft er als Business Development Director des Daten-Dienstleisters Konvertus dem Publikationsworkflow von Verlagen auf die Sprünge.

Uwe Matrisch, aufgewachsen in einem Dorf an der Ostsee, war 13, als die Mauer fiel – und die Welt plötzlich sehr, sehr groß wurde. Ein Zonenkind. Bei der Schülerzeitung am Gymnasium in Bad Doberan kümmerte er sich um die Technik. Schon damals zog es ihn eher in den Maschinenraum als in den Künstlersaal - obwohl er sein Studium an der HTWK 1996 mit dem Anspruch antrat, zu lernen „wie man schöne Bücher macht“.

Was hat seine unschuldige Begeisterung für Leinen, Lesebändchen und farbige Vorsatzpapiere - nein, nicht ausgebremst - in ein nüchternes Interesse an Prozessen, Produktionsabläufen transformiert? Der Digitaldruck steckte in jenen Jahren noch in den Kinderschuhen, irgendetwas zwischen Copyshop und dem, was man „neben dem Schreibtisch stehen hatte“. Matrisch spürte früh, dass diese neue Art zu produzieren die Publishing-Welt aus den Angeln heben könnte. Er absolvierte sein Praktikum beim Springer Verlag in Berlin – und schrieb dort auch seine Diplomarbeit über Digitaldruck für wissenschaftliche Zeitschriften. Geclusterte Portfolios und klassisches Kalkulieren. „Damals wurde noch total in Einzelaufträgen gedacht, nicht, wie heute, in Prozessen. Ich habe Kalkulationen bekommen, die jenseits von Gut und Böse waren.“

Nach Abschluss seines Studiums heuert Uwe Matrisch im Jahr 2000 bei le-tex an, einer damals noch relativ kleinen Leipziger Firma, die auf den Satz von formellastigen Zeitschriften spezialisiert ist und für die er bereits in seiner Springer-Zeit gejobbt hat. Unter lauter Naturwissenschaftlern ist Matrisch der einzige mit polygrafischem Hintergrund; als bei le-tex die Buchproduktion als eigenes Geschäftsfeld aufgebaut wird, übernimmt er die Herstellungsleitung. Die Abteilung wächst sprunghaft, in Spitzenzeiten ist Matrisch für zwei Dutzend Mitarbeiter verantwortlich. Für viele HTWK-Absolventen wird le-tex zum Sprungbrett in den Beruf. „Bei vielen Verlagskunden treffe ich heute Leute, deren Chef ich mal war.“ Dass Führung keine reine Schönwetter-Veranstaltung ist, lernt er früh genug. „Leute einstellen ist auch schwierig, macht aber noch irgendwie Spaß. Jemandem zu sagen, dass es nicht weitergeht, ist schon härter.“ Die Projektarbeit an der Hochschule präpariert einen nicht für alle Situationen. Für vieles braucht es schlicht: Erfahrung. Seine eigenen gibt Uwe Matrisch schon früh als Lehrbeauftragter an der HTWK weiter. „Die Lehre zwingt einen, den Alltagstrott zu verlassen, sich strukturiert mit Dingen auseinanderzusetzen. Das hat mich gereizt.“ Und, ja doch: Es ist auch eine Streicheleinheit fürs Ego, gefragt zu werden.

Nach 13 Jahren le-tex, einer langen Zeit, in der zwar Matrischs Jobtitel unverändert bleibt, sein Tätigkeitsspektrum aber alle 24 Monate neu erfunden wird, ist es 2013 Zeit für einen Wechsel. Jouve, ein international agierender, in Frankreich beheimateter Satzdaten-Dienstleister, macht ihm ein Angebot. Eine neue, ganz andere Welt: Sein Chef sitzt in Paris, er selbst arbeitet mit „virtuellen Teams“ in Indien, Rumänien und Madagaskar für deutsche Kunden. Als auf Geheiß der Konzernzentrale im zweiten Jahr der rumänische Standort geschlossen wird, muss Matrisch die Jobs nach Indien transferieren. Wie sich Globalisierung in der Publishing-Welt buchstabiert, weiß er jetzt. Die kulturellen Schranken zur frankophon dominierten Unternehmensstruktur sitzt er mit mecklenburgischer Dickschädeligkeit aus. Mit den anonymen Entscheidungswegen des Riesen-Konzerns kommt er weniger gut zurecht. Nach zwei Jahren ist Schluss.

Mit Bas Straub hatte Matrisch schon zu le-tex-Zeiten über Geschäftsmodelle der Zukunft gefachsimpelt. Als der langjährige Elsevier-Manager Konvertus gründet, ein Startup, das europäischen Verlagen in Kooperation mit indischen Produktionspartnern maßgeschneiderte Dienstleistungen von XML-first-Satz über Dateikonvertierung bis hin zu Copy-editing und Veröffentlichen auf mobilen Endgeräten anbietet, soll Matrisch einsteigen. Doch die Zeit ist noch nicht reif. Heute kümmert er sich als Business Development Director für die an Standorten in Holland, Großbritannien und Deutschland agierende Firma um den deutschen Vertrieb und das Account-Management. „Leipzig ist unser größtes Büro, Deutschland der wichtigste Markt.“ Die wichtigsten Kunden sind de Gruyter, Wolters Kluver und Brill, ein niederländischer Wissenschaftsverlag. Für Matrisch hat sich ein Kreis geschlossen. Allerdings geht es, verglichen mit den Zeiten seiner Diplomarbeit, heute um ganz andere Volumina und völlig neue Produkte, bei denen sich der lineare Charakter von Print allmählich auflöst. „Anstelle eines klassischen Siebenseiters ist es heute nicht unüblich, dass Autoren eine Tabelle mit Forschungsergebnissen publizieren. Das verlangt ganz andere Datensätze, die man durchsuchbar machen muss.“ Der „Werkzeugkoffer“ aus Studientagen ist gut gefüllt: Projektbezogenes Arbeiten, Qualitätsmanagement, Denken in Prozessen und die Regeln der Schwarzen Kunst, die „Schönheit“ nicht nur auf Papier, sondern auch am Bildschirm definieren. Von der Schülerzeitung zur Industrie 4.0, von Bad Doberan nach Bangalore: Uwe Matrischs Welt ist sehr, sehr groß geworden.

Absolventen: Theresa Neubauer

Pixel und Muskelkater

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es: In ihrer HTWK-Diplomarbeit untersuchte Theresa Neubauer Chancen und Herausforderungen für Zeitschriften im digitalen Zeitalter. Dann wurde sie Mitgründerin des Online-Frauenmagazins sisterMAG.

Mittags-Stoßzeit in der Cantinerie. Während sich der schicke Speisesaal auf dem alten AEG-Gelände im Berliner Brunnenviertel, heute ein Technologiepark mit Startups, dem Fraunhofer Institut und der Deutschen Welle, langsam füllt, herrscht im Stockwerk darüber konzentrierte Betriebsamkeit. In den Räumen von Carry-On Publishing (COP) werden Möbel für eine Interior-Design-Fotostrecke gerückt, Podcasts geschnitten, Texte lektoriert. COP ist ein Medienhaus für rein digitale Magazine, das 2013 von Theresa Neubauer, ihrer Schwester Antonia und ihrem heutigen Schwager Alex gegründet wurde. Flaggschiff von COP ist sisterMAG: Das „Journal für die digitale Dame“ berichtet regelmäßig über Mode, Lifestyle, Essen und Trinken – aber ebenso über neue Technologien oder weibliche Karrieren in der Startup-Szene. Die Zielgruppe: Junge, selbstbewusste, vielseitig interessierte Leserinnen, die sich für die digitale Welt begeistern und sich nicht mit Schminktipps und Horoskopen abspeisen lassen wollen. Ein Familienunternehmen im besten Sinn: Der Papa von Thea und Toni hilft im Lektorat, die Mutter, gelernte Textil-Ingenieurin, entwirft Mode-Kollektionen für sisterMAG, die schönsten Cover-Kleider aus alten Ausgaben bevölkern den Fundus, Blickfang im Meeting-Room ist Omas restaurierter Apothekenschrank. Hightech und der Charme von DIY, Handarbeit, Pixel und Muskelkater – für Theresa Neubauer geht das zusammen. „Die Beton-Wegweiser für ein L’Oreal-Event im Stadtbad Oderberger Straße haben wir neulich selber ausgegossen. Wir graben uns in unsere Themen förmlich rein.“

Neubauers Weg aus dem klassischen Bereich der Drucktechnologie zum digitalen Publizieren begann an der Stuttgarter HdM, doch bereits während des Grundstudiums zog es sie in die Vorlesungen anderer Studiengänge, hin zu Cross-Media-Publishing und angewandten Internet-Technologien. 2009, nach vier Semestern, wechselte sie in den letzten Diplomstudiengang Buch- und Medienproduktion an der HTWK. Das weite Spektrum der Ausbildung hat sie geprägt. „Solides Wissen ist wichtig – vielleicht auch, um die Freiheit zu erwerben, manchen alten Zopf abzuschneiden.“ Die Leipziger Freiheit ist für Neubauer mehr als ein Slogan – ein Auslandssemester führt sie in dieser Zeit ans London College of Communication (LCC). „Aus heutiger Sicht waren die sechs Monate extrem wertvoll. Während der Studiengang Book Arts & Design am LCC, von Illustration bis Buchbinderei, sehr handwerklich ausgerichtet war, konnte ich mich während des Praktikums in der digitalen Welt erproben. Als das iPad nach Europa kam, hat die Firma, für die ich gearbeitet habe, Apps für „The Sun“ oder „The Telegraph“ gebaut.“ Spannend! Doch in Leipzig wartete ein noch spannenderes Diplomarbeitsthema auf sie: Die Zukunft von Zeitschriften im digitalen Zeitalter. Beileibe kein Trockenschwimmkurs: Gemeinsam mit ihrer Schwester stellt Theresa Businesspläne auf, mobilisiert Blogger und Fotografen. Noch vor der Diplom-Verteidigung erscheint im Februar 2012 die erste, rein digitale Ausgabe von sisterMAG. Im März – Neubauer hat bereits die Zulassung für ein Fullbright-Stipendium in den USA in der Tasche – schlägt die Stunde der Wahrheit: Masterstudium in New York – oder das eigene Projekt? Am Ende siegten die Gründer-Gene. Der HTWK ist sie dennoch dankbar. Hatte ihr Diplomgutachter Ulrich Nikolaus nicht immer trocken gesagt: „Machen Sie mal“? Neubauer weiß: „Ohne die Diplomarbeit gäbe es unsere Firma nicht!“

Verglichen mit vielen anderen „Digital Only“-Produkten wird bei sisterMag ein hoher Aufwand betrieben: Die Layouts werden für jede Ausgabe neu konzipiert, die klassischen Ressortaufteilung wurde zugunsten übergreifender Titelthemen aufgelöst; diese werden dann assoziativ umspielt. Fünf Ausgaben erscheinen pro Jahr, unterteilt in jeweils drei „Sektionen“ bis zu 200 Seiten. An jeder Ausgabe arbeiten neben der festen Kern-Mannschaft rund 40 freie „Kontributoren“ mit. Fürs Zusammenspiel dieses redaktionellen Orchesters ist Neubauer verantwortlich, im Grunde muss jeder „fast alles können, weil wir ein kleines Team sind“. Die Gretchenfrage: Lässt sich damit Geld verdienen? „Die Monetarisierung“, erklärt Neubauer, „erfolgt über Content-Marketing mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen, von L’Oreal bis Merck oder DHL.“ Wichtig: „Wenn für Inhalte Geld fließt, wird das klar als Anzeige gekennzeichnet.“ Neben COP hat das Gründertrio – zusammen mit der Schlüterschen Verlagsgesellschaft (Hannover) - noch die Tochter Carry-On Trade Publishing (COTP) gestartet, die unter anderem das Pflege- und Lifestyle-Mag „Lebenlang“ produziert.

„Es muss etwas sein, womit du dich lange gern beschäftigst“, sagte sich die HTWK-Studentin, als sie noch über ein passendes Diplomarbeitsthema brütete. Jetzt frotzelt Schwager Alex gelegentlich: „Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht.“ Vieles, was ihren Arbeitsalltag heute bestimmt, hat Theresa Neubauer „unterwegs“ gelernt – Teamführung etwa. Dazu die Gewissheit: „Es ist wichtig, immer wieder neue Dinge auszuprobieren.“

Absolventen: Sandy Weps

Form, Farbe, Material

Während die Branche den gravierendsten Umbruch seit Gutenbergs Zeiten erlebt, interpretiert Sandy Weps den Herstellerberuf auf ganz klassische Weise. Bei mare in Hamburg kümmert sie sich um schöne Bücher, die sich rechnen.

Lachsalven, ungläubiges Kopfschütteln: Wenn Sandy Weps erzählt, wie sie vor fast 20 Jahren zum Studium nach Leipzig gekommen ist, taugt die Geschichte noch immer zum Partykracher. Die gebürtige Erfurterin absolvierte nach dem Abi zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei der Zeitungsgruppe Thüringen – und bewarb sich dann, wie ihr Freund, für ein Studium der Verlagswirtschaft. Alles wunderbar, meinte der freundliche Herr von der Studienberatung der HTWK, es gebe da nur noch ein kleines Problem: „Ich hatte zwar den Bewerbungsbogen fast komplett ausgefüllt“, erinnert sich Weps, „dabei allerdings das Feld für den Studiengangswunsch übersehen.“ Man riet ihr, sich für Verlagsherstellung zu bewerben – und Weps, der es in der Grafik-Abteilung der „Thüringer Allgemeinen“ gut gefallen hatte, griff zu. Als die Unterlagen aus Leipzig kamen, flossen dann doch noch einmal Tränen: „Das Studium fußt auf einem soliden naturwissenschaftlichen Fundament“, musste Weps im Kleingedruckten lesen. Und das, wo sie mit Chemie und Bio stets auf Kriegsfuß gestanden hatte? „Doch da war der point of no return schon überschritten. Und eine gesunde Portion Ehrgeiz hatte ich sowieso.“

Dass, neben den bereits im Grundstudium reichlich angebotenen Praktika, ausgerechnet Werkstoffkunde zu einem ihrer Lieblingsfächer wurde, gehört zu den Volten dieser Geschichte. Ganz neue Welten eröffneten sich während ihres Praxis-Semesters: Ein halbes Jahr verbachte sie unterm Spitzdach einer Villa am Schwachhauser Ring in Bremen, bei der Agentur +malsy. „Auf Victor Malsy schwöre ich Stein und Bein“, versichert Weps. „Aus dieser Zeit habe ich bis heute Vorräte im Kopf.“ Dazu im heimischen Regal die ersten selbst gestalteten Bücher, die Weps damals für die Beck’sche Reihe entwarf. Nach einem Auslandssemester in Budapest ergatterte sie ein Volontariat bei Farnschläder und Mahlstedt in Hamburg – der Stadt, in die es sie eigentlich schon seit Kindertagen, befeuert durch die ARD-Vorabendserie „Großstadt-Revier“, gezogen hatte. Und in der, praktischer Weise, ihr Freund inzwischen bei Gruner & Jahr angedockt hatte. Auch den akribischen Büchermachern Iris Farnschläder und Jörg Mahlstedt hat sie viel zu verdanken; wie ein Schwamm saugt sie Neues auf, gewinnt an Sicherheit. Satz für Verlage, viel Schulbuch, „sehr tricky“. Ein weites Feld von Mikro-Typografie bis zur pünktlichen Ablieferung der Druckdaten. Aus einem halben wird im Handumdrehen ein ganzes Jahr am Hamburger Mühlenkamp. Als Stefan Born, damals Herstellungsleiter bei Hoffmann und Campe, erstmals ein Volontariat anbietet, fällt die Wahl auf Sandy Weps – die nun ihrerseits zum ersten Mal „echte Verlagsluft“ schnuppert. In der Corporate Publishing-Abteilung von HoCa tritt sie dann auch den ersten Job an. „Dort habe ich allerdings auch gemerkt, dass ich eher ein Buchmädchen bin.“

2008 geht Sandy Weps am Sandthorquaihof in der Hamburger Speicherstadt vor Anker, als neue Herstellerin des marebuchverlags. Damals hatte mare-Gründer und Verleger Nikolaus Gelpke Katja Scholtz als neue Programmleiterin verpflichtet, und auch die Herstellungsabteilung war vakant geworden. Der Start gerät phantastisch: Mit Judith Schalanskys wunderbarem „Atlas der abgelegenen Inseln“, einem der ersten Projekte, das Weps herstellerisch betreut, erscheint 2009 einer der erfolgreichsten Titel des Verlags, mit zahlreichen Design-Preisen ausgezeichnet – und inzwischen, trotz Taschenbuch-Ausgabe, in der 18. Auflage. „Wir haben exakt Ping-Pong gespielt, Judith weiß sehr genau, was sie will, von ihrem Gespür für Formen, ihrem Faible für Materialien habe ich unglaublich profitiert.“ Neben der Ehrung für den „Atlas“ erhält Weps 2009 noch eine Auszeichnung für ein Buch, das sie selbst gestaltet hat – Claudius Diemers Bildband „Das Gesicht der Meere“. Sekt und Urkunden in Frankfurt, ein Traum.

Doch auch im Alltag hält Sandy Weps Kurs auf schöne Bücher. Um die sieben Titel erscheinen pro Saison, Belletristik und Sachbuch; Kür sind die Klassiker-Ausgaben, oft Neuübersetzungen oder Trouvaillen wie der von Roger Willemsen ausgegrabene Roman „Der Garten über dem Meer“ von Mercè Rodoreda. Bei diesen Ausgaben wird nicht gespart, Haute Couture in Leinen, mit Lesebändchen, aufgeklebten Schildchen, Lesebändchen, bedruckten Vorsatzpapieren. Nicht wenige erreichten mehrere Auflagen, einige erklommen die Bestseller-Listen. Schönheit, die sich rechnet. Da passt es ganz gut, dass sich Weps ihr Büro mit der Buchhalterin des Verlags teilt – denn einen „Freifahrtschein für Opulenz“ hat auch sie nicht. „Am Ende des Tages geht es auch um Mischkalkulation, das ist der große Spagat unseres Berufs.“ Dass sie ihn in traditionell-klassischer Weise ausüben kann, ist für sie ein großes Glück: „Ich liebe meine Muster- und Papier-Ordner, meinen Pantone-Koffer-Schatz! Vielleicht bin ich ein Dinosaurier der Herstellung?“ Ach was. Retro hin, Vintage her - auch Sandy Weps arbeitet natürlich mit der neuesten Indesign-Version, verfolgt interessiert, was die Branche umtreibt. Aber über den „Dreiklang aus Form, Farbe und Material“ geht ihr nichts: „Das ist mein Ding.“

Absolventen: Eva Bordemann

Denken im Prozess

Die gelernte Buchhändlerin Eva Bordemann begann als klassische Herstellerin. Heute sorgt sie als strategische Einkäuferin bei Cornelsen für den reibungslosen Workflow.

„Da muss noch was kommen“, denkt sich Eva Bordemann, als sie mit 23 ihre Buchhändlerlehre abgeschlossen hat. Das von Hans-Heinrich Ruta in Frankfurt-Seckbach unterrichtete Fach Verlagsherstellung fand die gebürtige Saarländerin interessant. Und da ihr Vater als Ingenieur in der Roheisenherstellung arbeitete, ein „Hochöfner“, schreckt sie auch eine technische Ausbildung nicht, im Gegenteil: Familien-Prägung. 1997 beginnt sie ihr Studium an der HTWK in Leipzig. Mathe, Physik, Informatik, Werkstoffkunde – es läuft. Doch nach der Berufsausbildung muss sie tatsächlich erst „lernen, zu lernen“. Rasch ist ihr klar: „Ich bin eine gute Handwerkerin, ich bin gut im Fehlerfinden.“ Kreative Aufgaben gehen ihr weniger locker von der Hand. Ihre Diplomarbeit schreibt Eva Bordemann über den damals neu eingeführten Beruf des Mediengestalters – ein Pfund, mit dem sie noch wuchern kann, als sie zehn Jahre später selbst Auszubildende betreut. Ihr Praxis-Semester absolviert sie in der Herstellungsabteilung eines amerikanischen Verlags, nördlich von Boston. Mit ihrem gründlich gebüffelten Fachenglisch kommt sie im Alltag nicht weit: Egal, ob Wort- oder Zeilenabstand – ihre Kollegen haken alles hemdsärmelig als wide space ab. Dennoch sind die Monate in den USA eine „coole Zeit“ – noch heute träumt Bordemann manchmal, in New York oder Boston neu durchzustarten.

Als sie nach acht Semestern auf die Zielgerade des Studiums biegt, erinnert sie sich an ein Wort ihres Dozenten aus dem Seminar Wirtschaftliche Schwerpunkte der Unternehmensführung: „Bewerben Sie sich, Sie haben nichts zu verlieren!“ Sie wirft ihren Hut in den Ring – und beginnt 2001 als Herstellerin für Sachbuch-Titel beim Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus in Mannheim; später kommen noch die Kalender dazu. Ellen Böckmann ist ihre Chefin. „Ich habe wirklich einen Kessel Buntes betreut“, erinnert sich Bordemann. „Für mich als Berufsanfängerin war das ideal, weil ich Erfahrungen sammeln konnte.“ Als 2003 der Harenberg Verlag gekauft und in die Firmengruppe eingegliedert wird, wechselt Bordemann nach Dortmund, um sich dort um die Kalenderproduktion zu kümmern. Bei der Neustrukturierung der Herstellung trägt sie auch erstmals Personalverantwortung – „etwas, auf das einen das Studium allein nicht vorbereiten kann“. Bordemann, die Neue, die von außen kommt, beißt sich durch; die Produktion wächst rasch auf über 100 Kalender in teils hohen Auflagen. 2009 wechselt Eva Bordemann als Teamleiterin für die Herstellung der Harenberg-Kalender nach München- Unterhaching, Firmensitz des KV&H Verlags mit den Marken Harenberg, Heye und Weingarten. Da ihr Mann in Berlin arbeitet, pendelt sie: „Aus drei Stunden Bahnfahrt von Dortmund wurden sechs“, lacht sie. „Ein schlechter Tausch – aber eine gute Zeit!“ Sie endet, als Bordemann ein Kind erwartet. Die Herstellerin entscheidet sich für die Familie. Und kündigt.

Doch sie hat das Glück der Tüchtigen: Im Herbst 2012 tritt die junge Mutter bei Cornelsen in Berlin ihren Job als operative Einkäuferin an; wieder ist Ellen Böckmann ihre Chefin, die zu dieser Zeit einen zentralen Einkauf in der Bildungsgruppe aufbaut. Wie in vielen großen Häusern findet auch bei Cornelsen ein Paradigmenwechsel statt; längst wird nicht mehr in Einzeltiteln, sondern in Prozessen gedacht. Geschäftsprozess-Management heißt das Zauberwort, auch Bordemann wird GPM-Expertin. Als die Stelle eines strategischen Einkäufers ausgeschrieben wird, bewirbt sie sich. Analyse von Rahmenpreislisten, Ausschreibungen, das ganze Programm: „Im Endeffekt leiste ich die Vorarbeit, damit die operativen Einkäufer geschmeidig runterbestellen können.“ Seit einem Seminar beim TÜV Rheinland darf sie sich zudem ‚Geprüfte Fachkraft für Spielzeugsicherheit’ nennen – für Handpuppen, Bildkarten oder Würfelhölzer, die Cornelsen zu seinen Lehrwerken anbietet, gelten in Deutschland hohe Standards; eine Norm zur Spielzeugverordnung kann da leicht 160 Seiten umfassen. „Meine drei Semester Werkstoffkunde“, freut sich Bordemann, „kommen mir hier sehr entgegen“.

Und das gute, alte Print-Produkt, für das sich Bordemann einst als Buchhändlerin entschieden hatte? Das eigene „Baby“, das man von Anfang bis Ende des Produktionsprozesses betreut? „Die Zeiten, wo man mit dem Redakteur am Bildschirm Layout-Dateien rumgeschoben hat, sind für mich definitiv vorbei.“ Sie trauert ihnen nicht nach, zu interessant sind die neuen Herausforderungen. Es geht um stabile Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette, oder, wie Eva Bordemann sagt: „Ich muss liefern, sauber übergeben, damit die Kollegen ihren Job machen können. Dazu braucht man nicht 80 Stunden die Woche im Büro sein. Spätestens, wenn man ein Kind hat, muss man sich davon verabschieden. Und sehen, wie man die Dinge trotzdem gut gebacken kriegt.“

Interview mit Dr. Oliver Crönertz

Beschreiben Sie bitte kurz den Inhalt des Moduls!

Das Fach bietet einen branchenneutralen Überblick über die wichtigsten Aufgaben und Elemente von Unternehmen. Die Inhalte sind dabei der Struktur eines Businessplans nachempfunden: Von der Gründungsidee über das Geschäftsmodell bis zu den Finanzen.

Wie gestaltet sich der praktische Teil?

In den Seminaren werden die Vorlesungsinhalte anhand eines fiktiven Firmenbeispiels in einem Businessplan umgesetzt. In Teams spielen Sie damit Schritt für Schritt die Gründung eines Unternehmens durch. Zudem gibt es in der Vorlesung Praxisbeispiele.

Stellen Sie Skripte zur Verfügung?

Ja. Zum Semesterstart stehen alle Vorlesungsunterlagen sowie ein Arbeitsheft für die Seminare im OPAL zum Download bereit. Im Semester werden dann Unterlagen wie beispielsweise Musterlösungen ergänzt. Zusätzlich gibt es eine Probeklausur.

Streifband

Praxisnah und kompetent

Zwei Mal jährlich bringt „Streifband“, die Zeitschrift des Studiengangs Buch- und Medienproduktion, die Entwicklungen in der Branche auf den Punkt. Die turnusmäßig wechselnde Redaktion überrascht immer wieder mit innovativen Ideen – und füllt inzwischen auch einen eigenen Blog.

Als 1996, herausgegeben von einer studentischen Projektgruppe um Tatjana Kühnel und Frank Schormüller, die erste Ausgabe von „Streifband“ erschien, kam das Editorial noch als frecher, selbstironischer Cartoon daher. Die Macher der „Ausbildungszeitschrift für Verlagskaufleute“, wie das zunächst jährlich erscheinende Magazin damals noch hieß, wollten den Wandel, der das seit 1979 bestehende Berufsbild erfasst hatte, abbilden – mit aktuell und kompetent recherchierten Beiträgen rund um Verlag und Produktion. Der neue Untertitel „Zeitschrift für Lernende und Lehrende der Buch- und Medienproduktion“, der dem 2006 im Zuge der Ausbildungsreform neu geschaffenen Berufsbild des „Medienkaufmanns Digital und Print“ geschuldet ist, markiert zugleich die Kern-Zielgruppe. Denn auch über den Kreis der Auszubildenden hinaus wird „Streifband“, das inzwischen zwei Mal pro Jahr erscheint, in der Branche wahrgenommen. Mit 4000 Exemplaren ist die Auflage für ein studentisches Projekt hoch – der Vertrieb erfolgt im Wesentlichen dort, wo für Verlag und Buchhandel ausgebildet wird, von Frankfurt-Seckbach bis München, Hamburg, Berlin oder Stuttgart. Rund 600 Leserinnen und Leser beziehen „Streifband“ im Abonnement.

Am Prinzip learning by doing hat sich seit den Anfängen vor über 20 Jahren nichts geändert: „Streifband“ ist Bestandteil des Moduls Projektmanagement; alle Aufgaben liegen in studentischen Händen – von Themenfindung und Autorensuche über Lektorat, Layout und Satz der Texte bis zu Herstellung, Sponsorensuche, Anzeigen-Akquise und Vertrieb. Bis zum jeweiligen Erscheinungstermin, den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, arbeitet ein jährlich wechselndes Team aus Studierenden mit Hochdruck daran, sämtliche Prozessschritte mit aller Genauigkeit und Professionalität zu erfüllen. Dabei gilt: Nach dem Erscheinen ist vor dem Erscheinen! Während die letzten Produktions-Details in Druckerei und Buchbinderei bearbeitet werden, laufen bereits die ersten Gespräche mit Autoren und anderen Partnern für die nächste Ausgabe.

Die Beiträge des Magazins sind thematisch breit gestreut – ein Mix, der auf die Balance von Wissensvermittlung und branchenbezogener Unterhaltung setzt. Inhaltlich reicht der Zugriff von Selfpublishing und Print on demand bis zu Typografie und Qualitätssicherung; alle jounalistischen Formate – vom Interview über Porträts oder Glossen – sind erlaubt. Regelmäßig werden Schwerpunkt-Themen gesetzt, die auch das jeweilige Erscheinungsbild von „Streifband“ prägen – eine Nummer zum Thema „Veredelung“ erschien 2011 mit handschmeichlerischem Glanz-Cover, die Frühjahrsausgabe 2017, die dem aktuellen Branchen-Thema „Green Publishing“ gewidmet ist, wurde auf umweltfreundlichem Papier gedruckt und mit dem Blauen Engel für Druckerzeugnisse ausgezeichnet. Dem Credo, künftige Medien-Profis aktuell und kompetent zu informieren, ist „Streifband“ stets treu geblieben – die optische Umsetzung, das Layout haben sich im Laufe von 30 Ausgaben enorm verändert. Im Herbst 2003 haben 24 Studierende in einem sechstägigen Layoutworkshop unter Leitung von Max Mönnich, Grafikdesigner bei deblik (Berlin) neue Gestaltungs-Entwürfe entwickelt. JDA – AS, so lautete Mönnichs Zauber-Formel – keine neue Form eines Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms, sondern schlicht die Forderung: „Jung, dynamisch, aktiv – aber seriös!“ Das ausgewählte Layout-Konzept von Johannes Buchmann, Juliana Contreras, Hartmut Fichtner und Matthias Schulz kam erstmals 2004 zum Einsatz – es sollte nicht der letzte Relaunch bleiben.

Bereits 2003 wurde im Rahmen eines Projekts „Medienneutrales Publizieren“ für „Streifband“ ein XML-Workflow eingerichtet; damit war es möglich, aus ein und demselben Datensatz parallel zur Print-Ausgabe eine Online-Ausgabe on the fly ins Netz zu stellen. Inzwischen ist die jeweils aktuelle Ausgabe des Magazins als PDF verfügbar (https://issuu.com/streifband). Natürlich ist „Streifband“ auch auf Social Media-Kanälen wie Facebook oder Twitter vertreten, wo umfangreichere Inhalte jedoch nur in begrenztem Umfang publiziert werden können. 2016 starteten die Studierenden mit dem Streifband-Blog ((https://streifbandblogging.wordpress.com)) eine neue, Plattform, mit dem eine breitere Öffentlichkeit erreicht werden kann. Der Blog bietet zusätzliches Material in Text, Bild und Video zu den Themen im Heft, ermöglicht den Leserinnen und Lesern Blicke in die „Werkstatt“ und lädt zu Kritik und dem Anstoßen neuer Ideen ein. Heute demonstriert „Streifband“ das friedliche Nebeneinander von analoger und digitaler Lesekultur – und ist damit ganz auf der Höhe der Zeit.

Verlagsherstellung

Die Website Verlagsherstellung.de ist mehr als eine digitale Visitenkarte des Studiengangs Buch- und Medienproduktion. Die Plattform hilft Studierenden und Absolventen beim Netzwerken, beantwortet viele praktische Fragen und hat die aktuelle Branchen-Entwicklung fest im Blick.

Als Michael Hübert 1999 sein Studium in Leipzig antrat, hatte er sich die Domain Verlagsherstellung.de gesichert. „Vielleicht“, so die nicht abwegige Vermutung, „kann man die noch mal gebrauchen?“ – 2003, das Studium neigte sich bereits seinem Ende entgegen, war es schließlich soweit: Im Rahmen einer gemeinsamen Diplomarbeit gingen Hübert und seine Kommilitonen Mathias Quiering und Torsten Hartmann [Torsten Kirchhof?] daran, eine Website für den im Studiengang Verlagsherstellung (heute: Buch- und Medienproduktion) zu konzipieren, die 2004 online ging. Eine Pioniertat, denn bislang verfügte noch kein Studiengang der HTWK über eine eigene Web-Präsenz. So entstand eine Informationsplattform für den Austausch zwischen den Studierenden und den Akteuren der Branche, die beiden Seiten Nutzen brachte: Die Studierenden konnten für sich und ihre Aktivitäten Aufmerksamkeit generieren, zugleich bot die Seite einen aktuellen Überblick über das Branchen-Geschehen in der Republik - von Terminen für Hersteller-Stammtische und Fachtagungen bis zu Berichten von den Buchmessen oder der Druck-Fachmesse drupa. Ein Service-Bereich mit praktischen Info-Tools, etwa zur Berechnung von Buchgewichten, ergänzte das Ganze sinnvoll. Ein passwortgeschützter interner Bereich für Studierende und Absolventen diente dem internen Austausch – eine Frühform von Social Media in den Hochzeiten von StudiVZ.

Seit dem Start 2004 wird Verlagsherstellung.de von jährlich wechselnden Projekt-Teams weitergeführt und kontinuierlich ausgebaut. Die Studierenden betreuen die Seite technisch-gestalterisch und sorgen für frische Inhalte; sechs bis acht Mal pro Jahr erscheint ein Newsletter. 2010/11 wurde die Plattform im Rahmen eines größeren Relaunchs an das Corporate Design der Hochschul-Seite angepasst; technisch funktioniert sie seither als Sub-Domain der HTWK, ist jedoch nach wie vor auch unter der bekannten Adresse schnell und direkt zu erreichen. Im Menüpunkt „Branche“ finden sich, ähnlich wie im Magazin „Streifband“, fundierte Informationen, Meldungen und Überblicksartikel rund um herstellungsrelevante Themen – von Green Publishing und multimedia-Marketing über Typografie und digitales Publizieren bis zum Profil internationaler Buchmärkte; dazu regelmäßig Abschlussarbeiten zum Download; ein (Fach-)Veranstaltungsüberblick und ein Pressespiegel mit Artikeln und Pressemitteilungen rund um den Studiengang. Die Rubrik „Studium“ versammelt praxisrelevante Tipps zu Berufsbild und Studium - von BAföG und Praktika über Auslands-Semester und Stipendien bis zur Gretchenfrage nach dem späteren Verdienst; zudem zeigen Erfahrungsberichte von Absolventinnen und Absolventen dem Nachwuchs die Fülle der später möglichen Einsatzfelder auf.

Während des Studiums arbeiten die angehenden Medienprofis stark praxisorientiert, dabei entstehen zahlreiche interessante und anspruchsvolle Projektarbeiten. In der Rubrik „Projekte“ findet sich eine Auswahl der gelungensten Arbeiten, die entweder zusammen mit Partnern aus der Verlagsbranche oder im Rahmen des Studienalltags an der HTWK entstanden sind. Ein spannendes Portfolio, dass auch potenzielle Projektpartner in Verlagen und Agenturen anspricht. Der Bereich „Karriere“ ist die logische Fortsetzung des beim Umzug der Plattform vom Netz gegangenen, auf Vernetzung zwischen Studierenden und Alumni angelegten internen Bereichs: Hier finden sich nun Stellen- und Praktikumsangebote aus der Branche. Absolventen und Studenten haben zudem die Möglichkeit, sich die neuesten Jobangebote regelmäßig per E-Mail zusenden zu lassen. Eine Service-Rubrik mit den Kontaktdaten der Professoren und Mitarbeiter, einer Linkliste und einem Web-Shop, in dem ausgewählte Produkte des Studiengangs direkt erworben werden können, rundet das Angebot ab.

Out of the Box

Wer sich gegen die digitale Konkurrenz durchsetzen will, muss seine Printprodukte haptisch und optisch perfekt in Szene setzen. Das Veredelungslexikon des Studiengangs Buch- und Medienproduktion gibt den nötigen Überblick – online und zum Anfassen.

In Zeiten, da sich Printprodukte verstärkt gegen digitale Konkurrenz durchsetzen müssen, haben Verlage, Hersteller, Agenturen und Druckereien längst begriffen, dass es nicht ausreicht, haptische und optische Alleinstellung mit einer Spotlackierung zu demonstrieren. Veredelung ist, wenn man so will, ein Zauberwort der Stunde. Dass mit der Vielfalt des technisch Machbaren die Fragen nach Einsatzmöglichkeiten und Grenzen einzelner Verfahren nicht aus der Welt waren, erfuhr Kevin Göthling, heute für de Gruyter tätig, als Student der Buch- und Medienproduktion in zahlreichen Gesprächen mit Praktikern der Branche: Der Bedarf nach einem praxisnahen Nachschlagewerk zum Thema war groß – und ließ Göthling, gemeinsam mit weiteren Kommilitonen und betreut von Professorin Inés Heinze (Lehrgebiet Bedrucktstoffverarbeitung), im Sommer 2010 das Projekt „Veredelungslexikon“ starten – ein Fachinformationsangebot, das sowohl online wie offline erhältlich sein sollte.

Das Kernziel des Projekts war schnell ausgemacht – die allgemeingültige Strukturierung und die Darstellung der Veredelungsverfahren im direkten Vergleich. „Veredelung“ wurde dabei auf jene Varianten eingegrenzt, die den Produkten einen vordergründig ästhetischen Mehrwert geben; Verfahren, die eher das Handling unterstützen, blieben außen vor. Die Ergebnisse der Recherchearbeit, in die zahlreiche Projektpartner aus der Wirtschaft eingebunden waren, wurden zunächst auf einer Website (www.veredelungslexikon.de) veröffentlicht. Die Einteilung der verschiedenen Veredelungstechniken erfolgt nach den Verfahrensgruppen „Beschichten“, „Umformen“, „Fügen“ und „Trennen“, wobei neben dieser wissenschaftlichen Zuordnung nach DIN-Norm auch ein praktischer Schnelleinstieg über ein Stichwortverzeichnis angeboten wird. Das Online-Lexikon bietet zu jeder der aufgeführten Veredelungstechniken Informationen über den technologischen Hintergrund, die erzielte Wirkung, Einsatzmöglichkeiten und –grenzen sowie eine Abschätzung der Kosten.

Da sich haptische Eigenschaften auf einer Website nur sehr unvollkommen darstellen lassen, wurde dem Online-Lexikon im zweiten Schritt eine Musterbox zur Seite gestellt. Dieses „Lexikon zum Anfassen“, das in einem edlen Stülpdeckel-Karton daherkommt und sämtliche auf der Website vorgestellten Verfahren in Form von zusammengeschraubten, farbfächerartig zu handhabenden Musterkarten enthält, erschien erstmals im September 2011. Jedes Verfahren wird von zwei ‚begreifbaren’ Karten repräsentiert – ein frei gestaltetes „Kreativ-Muster“ und ein Test-Element, das den direkten Vergleich ermöglicht: Was ist beim Lasern machbar? Welche Grenzen hat die Beflockung? Wie filigran dürfen Elemente sein, um ein Verfahren erfolgversprechend anzuwenden? Rund 30 externe Projektpartner aus der Branche wurden als Zulieferer der Elemente mit ins Boot geholt; ohne ihre tatkräftige Unterstützung hätte das Projekt am Ende nicht umgesetzt werden können. Im Lauf der letzten Jahre haben Studierende der Folgematrikel das Projekt übernommen und Ergänzungslieferungen erarbeitet, so dass das Lexikon heute Informationen zu mehr als 30 Techniken enthält. Parallel wird bereits an einer englischsprachigen Version der Website gearbeitet, die das Projekt einem breiteren Interessentenkreis zugänglich machen soll.